in die Luft gestreckte Hände

Konferenz der Landesfrauenräte

In jedem Bundesland gibt es einen Landesfrauenrat. In ihm sind die einzelnen regionalen Frauenverbände organisiert. Im Saarland vertritt der Frauenrat Saarland e. V. 41 Verbände und somit ca. 100.000 Saarländerinnen. Bundesweit sind in den Landesfrauenräten ca. 14. Millionen Bürgerinnen vernetzt. Die Konferenz der Landesfrauenräte ist der Zusammenschluss aller Landesfrauenräte aus den einzelnen Bundesländern. Jedes Jahr übernimmt ein anderes Bundesland den Vorsitz und richtet die Konferenz aus. 

Konferenz der Landesfrauenräte

Die Konferenz der Landesfrauenräte (KLFR) 2022 fand von 24.-26.06.2022 unter dem Vorsitz des FrauenRates NRW in Bonn statt.

Mit der Unterzeichnung des Equal Care Manifests setzte die Konferenz ein Zeichen für eine geschlechtergerechte und faire Sorgearbeit.

Dem Initiativantrag des FrauenRat NRW mit dem Titel „Mehr Fortschritt wagen – Wahlrechtsreform mit Parität“ stimmten die Delegierten einstimmig zu: „Die Konferenz der Landesfrauenräte ist überzeugt: Wenn der politische Wille da ist, im Wahlrecht Parität zu verankern, gibt es auch eine verfassungskonforme Möglichkeit, dies gesetzlich umzusetzen.“

In der Konferenz der Landesfrauenräte erfolgten darüber hinaus noch Beschlüsse zu den Themen:

  • „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“
  • „Stärkung der Geburtshilfe vor Ort“
  • „Gendermedizin umfänglich etablieren“
  • „Geschlechterinklusive Unfallforschung“

Gendermedizin umfänglich etablieren

Aus dem Saarland kam der Antrag „Gendermedizin umfänglich etablieren“. Der Frauenrat Saarland forderte dafür Sorge zu tragen, dass Gendermedizin als personalisierte Medizin von Personen jeglichen Geschlechts Eingang findet in die Ausbildung, die Fort- und Weiterbildung und die tägliche Arbeit aller Gesundheitsberufe. Dieser Antrag wurde beschlossen und wird bundesweit unterstützt. 

Infobox

Die Forderungen des Equal Care Manifests

  1.  Die Abbildung der Wertschöpfung durch unbezahlte Care-Arbeit in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (z.B. Bruttoinlandsprodukt), da sie maßgeblich ist für den gesellschaftlichen Wohlstand.
     
  2. Die Entwicklung einer zusammenhängenden Strategie sowohl zur höheren Wertschätzung unbezahlter Sorgearbeit als auch zur Neubewertung und finanziellen Aufwertung von Care-Berufen (SAHGE-Berufen)
     
  3. Eine Vereinheitlichung der sozialen Absicherung von privater Care-Arbeit, sei es Kindererziehung, Betreuung oder Pflege, die gleichermaßen in der Alterssicherung anzuerkennen sind. Dafür muss sich die Bundesregierung auch in der Entwicklungszusammenarbeit einsetzen, z.B. über die Einrichtung eines Globalen Fonds für soziale Sicherheit, um (auch) in armen Ländern Renten, Kindergeld und Arbeitslosenunterstützung zu verbessern.
     
  4. Die Einführung einer finanziell abgesicherten Familienarbeitszeit und von flexiblen Zeitbudgets für geleistete Care-Arbeit für Kinder, kranke und hilfebedürftige Angehörige, gekoppelt mit einer echten Entgeltleistung (Sorgegeld, z.B. in Höhe des Elterngelds).
     
  5. Investitionen in allgemeine Kinderbetreuung, die Betreuung älterer Menschen und die Pflege von Menschen mit Behinderungen sowie der universelle Zugang zu gebührenfreier öffentlicher Bildung, Gesundheitsversorgung, dem Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und häuslichen Energiesystemen muss von Regierungen weltweit sichergestellt werden.

  1. Die konsequente Durchsetzung bestehender Gesetze und Leitlinien auf Landes- und Bundesebene insbesondere der Pflege-Charta des BMFSFJ, der UN-Behindertenrechtskonvention und der Empfehlungen des Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung sowie das ‘Nationale Gesundheitsziel. Gesundheit rund um die Geburt’ sowie die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz wie im Koalitionsvertrag vorgesehen.
     
  2. Eine geschlechter-, care- und diversitätssensible Pädagogik entlang der gesamten Erziehungs- und Bildungskette. Analog zur Erwerbsbiographie muss der Aufbau einer Care-Biographie als Bildungsziel eingeführt werden.
     
  3. Die Unterstützung und Forderung einer gleichberechtigten Arbeitsteilung in Familien und Verantwortungsgemeinschaften durch alternative Erwerbsmodelle, z.B. eine grundsätzliche Erwerbszeitreduzierung und ein Erwerb-Sorge-Modell. Dazu gehört insbesondere, die Steuergesetzgebung (Ehegattensplitting) und unterstützende Maßnahmen (Elterngeld+) sowie eine Ausweitung der nichtübertragbaren (Basis)Elterngeldmonate.
     
  4. Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern unter Berücksichtigung des ursächlichen Zusammenhangs von PayGap und CareGap. Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Lohntransparenz.
     
  5. Übernahme von Care-Verantwortung durch privatwirtschaftliche Unternehmen. Es braucht anerkennende Maßnahmen und Leistungen, mit der private und innerbetriebliche Sorgearbeit honoriert und der Lebensunterhalt und die Gesundheit von Sorgetätigen gesichert wird.
     
  6. Die Lösung der eigenen Care-Krise nicht zum Nachteil anderer Nationen und Gewährleistung und Schutz der Rechte von Sorgetätigen. Ein erster notwendiger Schritt ist die Umsetzung des ILO-Übereinkommen 189 ‘Menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte.

  1. Abkehr vom Primat der informellen Pflege, stattdessen Ausbau professioneller Unterstützungsangebote, um gemischte Betreuungsarrangements zu ermöglichen, so dass alle eine realistische Chance haben, ihre Erwerbsbiografie auch im Fall von auftretenden Pflegebedarfen fortzusetzen. Dafür müssen kommunale Unterstützungsstrukturen / Anlaufstellen für Care-Arbeit (z.B. nach skandinavischem Vorbild) etabliert und ausgebaut werden.
     
  2. Bessere Arbeitsbedingungen in allen Care-Berufen, also zum Beispiel verlässliche Personalbemessung, keine Verdichtung durch Renditeorientierung, Ausbildungsvergütung.
     
  3. Abkehr von Fallpauschalen und die Berücksichtigung von Folgekosten / Spätfolgen, die durch unterlassene oder unzureichende Care-Arbeit unter Ökonomisierungsdruck, entstehen. Einpreisung lebenslanger Folgekosten, deren Höhe also nicht in der Verantwortung Einzelner liegt, sondern in der strukturellen Vernachlässigung von Care.
     
  4. Einfluss pflegender Angehöriger auf Entscheidungsprozesse: Die Regierungen weltweit müssen die Beteiligung unbezahlter Pflegender und anderer Betroffener an Foren und Prozessen der Politikgestaltung auf allen Ebenen erleichtern und Ressourcen in die Sammlung umfassender Daten investieren, um die Auswirkungen der Politik auf die Pflegenden bewerten zu können. Dazu gehört auch der Einbezug von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen wie z.B. lokalen Frauenrechtsorganisationen.
     
  5. Umfassende Aufklärung von Care-Arbeiter*innen über ihre Rechte, insbesondere pflegende Angehörige, transnationale Haushaltsarbeiter*innen und YoungCarers
     
  6. Einfacher und legaler Zugang für alle zu haushaltsnahen Dienstleistungen durch Einführung von subventionierten Gutscheinen (wie es bereits im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgeschrieben ist!), um auch Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen zu erreichen und zertifizierte Dienstleistungsbetriebe zu stärken.
     
  7. Den ‘Social Impact’ bei der Subventionierung von Unternehmen berücksichtigen und insbesondere bei der Vergabe von Aufträgen, öffentlichen Geldern und Krediten nachhaltige Care- und Umweltschutz-Konzepte zur Bedingung machen. Anreize schaffen für ‘fürsorgliche Unternehmen’ in Bezug auf Natur, Mitarbeitende und Konsument*innen (Corporate Social Responsibility).

Aktuelle Nachrichten

Übergabe der Geschäftsführung für die Landesfrauenräte an das Saarland

Das Saarland hat den Vorsitz für die Konferenz der Landesfrauenräte übernommen

| Konferenz der Landesfrauenräte

Der Vorsitz für die Konferenz der Landesfrauenräte (KLFR) wurde am 07. Mai vom Landesfrauenrat Rheinland-Pfalz an den Frauenrat Saarland e. V. weitergegeben. Der Frauenrat führt bis zum 16. Juni 2024…

Gruppenbild Konferenz der Landesfrauenräte in Bonn

Konferenz der Landesfrauenräte 2022

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Mit der Unterzeichnung des Equal Care Manifests setzte die Konferenz ein Zeichen für eine…

Fotos-Collage aller Teilnehmerinnen am KLFR 2021

Konferenz der Landesfrauenräte 2021

| Konferenz der Landesfrauenräte

Konferenz der Landesfrauenräte: Höchste Zeit für Parität!

Unter Vorsitz des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V. (LFRN) ging am 12. Juni die Online-Konferenz der Landesfrauenräte (KLFR) mit 140…